Nahwärmenetz vergeben

Fast ein­stim­mig bei nur zwei Enthaltungen und kei­ner Gegenstimme hat der Tettnanger Gemeinderat in sei­ner gest­ri­gen Sondersitzung das Nahwärmenetz an die Bietergemeinschaft aus Engie Deutschland GmbH und derm Regionalwerk Bodensee ver­ge­ben. Ein sehr aus­führ­li­cher Sachvortrag der Verwaltung und der das Verfahren beglei­ten­den Fachbüros stell­te den gesam­ten Werdegang der Ausschreibung und alle wich­ti­gen inhalt­li­chen Fakten sehr anschau­lich dar und ließ fast kei­ne Fragen mehr offen.

Hier das Statement unse­rer Fraktion, das von unse­rem Fraktionskollegen Dr. Albert Dick abge­ge­ben wur­de. Er hat das gesam­te Verfahren von Anfang an im AK Energie beglei­tet und sich hier sehr enga­giert eingebracht:

Der Erfolg braucht vie­le Väter … und Mütter!

Vor 20 Jahren war Tettnang inno­va­tiv und hat auf dem Manzenberg ein ers­tes Nahwärmenetz mit rege­ne­ra­ti­ver Hackschnitzbefeuerung gebaut und die Stadt schon damals beim Thema erneu­er­ba­re Energie vorangebracht.

Diese Anlage muss alters­be­dingt ersetzt wer­den, was vor vie­len Jahren der Anlass war, auch über eine räum­li­che Ausdehnung eines Wärmenetzes nach­zu­den­ken. Zunächst fass­te man dafür die Wohngebiete Schäferhof und das Loretoquartier ins Auge, dort war aber für vie­le Hausbesitzer die Zeit noch nicht reif. Manche Heizungen waren erst erneu­ert, Öl und Gas noch preis­güns­tig. Um für ein grö­ße­res Nahwärmenetz genü­gend Abnahmemengen an Wärme zu errei­chen, änder­te man 2019 die Strategie, such­te nach gro­ßen „Ankerkunden“ und wur­de mit den Baugebieten Ackermannsiedlung und Hermannstraße, aber auch das Neue Schloss mit benach­bar­tem Polizeiposten, dem alten Forsthaus, der Stadtbücherei, Kavaliershaus bis zum Rathaus fün­dig. Mit die­sem – erwei­te­rungs­fä­hi­gen – Konzept wur­de 2021 die Ausschreibung gestartet.

Das über­ge­ord­ne­te Ziel dabei: Die Absenkung der loka­len CO² Emissionen auf unse­rem Weg zur Klimaneutralität – unter Berücksichtigung der Kosten und der Einmalaufwendungen.

Erst jetzt, 2023, ste­hen wir vor dem ent­schei­den­den Beschluss zur Vergabe! Die Corona-Pandemie, aber ganz beson­ders der Ukraine-Krieg mit sei­nen Auswirkungen auf den Energiesektor, die Versorgung mit Gas, extre­men Veränderungen der Preise, haben dazu geführt, dass zwei Ausschreibungen ohne Gebote blie­ben. Der Markt war in Aufruhr – und der Fachkräftemangel tat sein Übriges..

Da wir ein Nahwärmenetz für den Campus Manzenberg und unse­re his­to­ri­sche Bausubstanz als alter­na­tiv­los sehen, gin­gen wir in die drit­te – und dies­mal erfolg­rei­che – Runde, so dass wir heu­te end­lich soweit sind die­sen wich­ti­gen Beschluss für Tettnang zu fas­sen, für eine Vergabe und Einstieg in eine gro­ße Lösung eines neu­en Nahwärmenetzes.

Dieser Meilenstein ist ein Grund zum Feiern am heu­ti­gen Tag!

Hier könn­te ich enden, möch­te aber doch fol­gen­des fest­hal­ten: Verwaltung und Gemeinderat kön­nen gemein­sam auch dicke Bretter boh­ren, auch wenn es manch­mal lan­ge dau­ert. Mit Einigkeit in der Zielsetzung, kon­struk­ti­vem Ringen um die bes­te Lösung und Beharrlichkeit kom­men wir ins Ziel.

Uns allen muss klar sein: Heute durch­lau­fen wir einen sehr gro­ßen Meilenstein, aber das ist kein Abschluss, son­dern der Anfang für die nächs­te Phase der Umsetzung durch die Verwaltung mit dem Vertragspartner, dem Contractor.

Hier wün­sche ich uns allen Beteiligten viel Erfolg, dass es gelin­gen möge, vie­le wei­te­re Anschlussnehmer zu gewin­nen und das wich­ti­ge Nahwärmenetz zum Erfolg zu führen.

In Sachen Klimaschutz kommt unse­re Stadt damit end­lich wie­der ins Handeln und auf dem loka­len Weg zur Dekarbonisierung sind die nächs­ten anste­hen­den Schritte schon erkennbar:

  • Eine PV-Strategie, über die wir hof­fent­lich in nächs­ter Zeit befin­den wer­den, wird immer wich­ti­ger – und dringender.
  • Es gibt jede Menge Potential für ein wei­ter­wach­sen­des Wärmenetz oder ‑net­ze in der Kernstadt – mit ent­spre­chend poten­ti­el­len gro­ßen Abnehmern, beson­ders gro­ße Mehrfamilienhäuser.
  • Das klei­ne Netz in Obereisenbach ist in die Jahre gekom­men – und könn­te mit einer Erneuerung auch weiterwachsen.
  • Auch die Liegenschaften Schule, Kindergarten, Seldnerhalle und Feuerwehrhaus in Kau sprin­gen m.E. als „Ankerkunde“ für ein Wärmenetz ins Auge.

Dass uns die Wahl mit Frau Rist eine Bürgermeisterin beschert hat, die schon Erfahrung mit Nahwärmenetzen und ent­spre­chen­den Gesellschaften und Verträgen gesam­melt hat, kann da nur helfen!

Wie ein­gangs erwähnt: Für den Erfolg braucht es vie­le Väter und Mütter!

Wir, die Fraktion von B90/Die Grünen wün­schen viel Erfolg und freu­en uns auf eine wei­ter­hin gute Zusammenarbeit im AK Energie zu Energie- und Klimaschutzmaßnahmen.