Nahwärmenetz vergeben 6. Juli 20236. Juli 2023 | Hans Schoepf Fast einstimmig bei nur zwei Enthaltungen und keiner Gegenstimme hat der Tettnanger Gemeinderat in seiner gestrigen Sondersitzung das Nahwärmenetz an die Bietergemeinschaft aus Engie Deutschland GmbH und derm Regionalwerk Bodensee vergeben. Ein sehr ausführlicher Sachvortrag der Verwaltung und der das Verfahren begleitenden Fachbüros stellte den gesamten Werdegang der Ausschreibung und alle wichtigen inhaltlichen Fakten sehr anschaulich dar und ließ fast keine Fragen mehr offen. Hier das Statement unserer Fraktion, das von unserem Fraktionskollegen Dr. Albert Dick abgegeben wurde. Er hat das gesamte Verfahren von Anfang an im AK Energie begleitet und sich hier sehr engagiert eingebracht: “Der Erfolg braucht viele Väter … und Mütter! Vor 20 Jahren war Tettnang innovativ und hat auf dem Manzenberg ein erstes Nahwärmenetz mit regenerativer Hackschnitzbefeuerung gebaut und die Stadt schon damals beim Thema erneuerbare Energie vorangebracht. Diese Anlage muss altersbedingt ersetzt werden, was vor vielen Jahren der Anlass war, auch über eine räumliche Ausdehnung eines Wärmenetzes nachzudenken. Zunächst fasste man dafür die Wohngebiete Schäferhof und das Loretoquartier ins Auge, dort war aber für viele Hausbesitzer die Zeit noch nicht reif. Manche Heizungen waren erst erneuert, Öl und Gas noch preisgünstig. Um für ein größeres Nahwärmenetz genügend Abnahmemengen an Wärme zu erreichen, änderte man 2019 die Strategie, suchte nach großen „Ankerkunden“ und wurde mit den Baugebieten Ackermannsiedlung und Hermannstraße, aber auch das Neue Schloss mit benachbartem Polizeiposten, dem alten Forsthaus, der Stadtbücherei, Kavaliershaus bis zum Rathaus fündig. Mit diesem – erweiterungsfähigen – Konzept wurde 2021 die Ausschreibung gestartet. Das übergeordnete Ziel dabei: Die Absenkung der lokalen CO² Emissionen auf unserem Weg zur Klimaneutralität – unter Berücksichtigung der Kosten und der Einmalaufwendungen. Erst jetzt, 2023, stehen wir vor dem entscheidenden Beschluss zur Vergabe! Die Corona-Pandemie, aber ganz besonders der Ukraine-Krieg mit seinen Auswirkungen auf den Energiesektor, die Versorgung mit Gas, extremen Veränderungen der Preise, haben dazu geführt, dass zwei Ausschreibungen ohne Gebote blieben. Der Markt war in Aufruhr – und der Fachkräftemangel tat sein Übriges.. Da wir ein Nahwärmenetz für den Campus Manzenberg und unsere historische Bausubstanz als alternativlos sehen, gingen wir in die dritte – und diesmal erfolgreiche – Runde, so dass wir heute endlich soweit sind diesen wichtigen Beschluss für Tettnang zu fassen, für eine Vergabe und Einstieg in eine große Lösung eines neuen Nahwärmenetzes. Dieser Meilenstein ist ein Grund zum Feiern am heutigen Tag! Hier könnte ich enden, möchte aber doch folgendes festhalten: Verwaltung und Gemeinderat können gemeinsam auch dicke Bretter bohren, auch wenn es manchmal lange dauert. Mit Einigkeit in der Zielsetzung, konstruktivem Ringen um die beste Lösung und Beharrlichkeit kommen wir ins Ziel. Uns allen muss klar sein: Heute durchlaufen wir einen sehr großen Meilenstein, aber das ist kein Abschluss, sondern der Anfang für die nächste Phase der Umsetzung durch die Verwaltung mit dem Vertragspartner, dem Contractor. Hier wünsche ich uns allen Beteiligten viel Erfolg, dass es gelingen möge, viele weitere Anschlussnehmer zu gewinnen und das wichtige Nahwärmenetz zum Erfolg zu führen. In Sachen Klimaschutz kommt unsere Stadt damit endlich wieder ins Handeln und auf dem lokalen Weg zur Dekarbonisierung sind die nächsten anstehenden Schritte schon erkennbar: Eine PV-Strategie, über die wir hoffentlich in nächster Zeit befinden werden, wird immer wichtiger – und dringender. Es gibt jede Menge Potential für ein weiterwachsendes Wärmenetz oder ‑netze in der Kernstadt – mit entsprechend potentiellen großen Abnehmern, besonders große Mehrfamilienhäuser. Das kleine Netz in Obereisenbach ist in die Jahre gekommen – und könnte mit einer Erneuerung auch weiterwachsen. Auch die Liegenschaften Schule, Kindergarten, Seldnerhalle und Feuerwehrhaus in Kau springen m.E. als „Ankerkunde“ für ein Wärmenetz ins Auge. Dass uns die Wahl mit Frau Rist eine Bürgermeisterin beschert hat, die schon Erfahrung mit Nahwärmenetzen und entsprechenden Gesellschaften und Verträgen gesammelt hat, kann da nur helfen! Wie eingangs erwähnt: Für den Erfolg braucht es viele Väter und Mütter! Wir, die Fraktion von B90/Die Grünen wünschen viel Erfolg und freuen uns auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit im AK Energie zu Energie- und Klimaschutzmaßnahmen.”