Jugendhaus – ein Angebot für alle Jugendlichen in Tettnang

Die Fraktion von Bündnis 90 / die Grünen unterstützt das Jugendhaus Tettnang

(09.07.2023, Peter Brauchle) Am 06.07.2022 berich­te­ten die Mitarbeiterinnen Katharina Noll und Thomas Psenner im Verwaltungsausschuss der Stadt Tettnang über die Angebote des Jungendhauses.

Nach den schwie­ri­gen „Corona-Zeiten“ in denen das Haus ca. 2 Jahre nicht geöff­net war und Kontakte zu den Jugendlichen nur sehr ein­ge­schränkt mög­lich waren, sind die Besucherzahlen annä­hernd auf den „alten“ Stand. Allerdings hat sich der Kreis der Besucher:innen durch die lan­ge „Schließzeit“ stark ver­än­dert. Üblicherweise fin­det der Prozess der Veränderung deut­lich orga­ni­scher statt. Jugendliche wach­sen aus dem Jungendhaus her­aus, jün­ge­re Besucher:innen kom­men hin­zu. Auf die­se Weise kön­nen sich Neubesucher:innen –  auch unter Begleitung Älterer – gut in die Gepflogenheiten und Regeln im Jugendhaus ein­fin­den. Dieser Prozess gestal­tet sich aktu­ell etwas schwie­ri­ger, wird aber von den Mitarbeiter:innen gut begleitet.

Neben der Darstellung der umfang­rei­chen Aktivitäten im Jugendhaus wur­den auch die sozi­al­recht­li­chen Grundlagen der Arbeit erläu­tert. Das Jugendhaus gilt als ein Angebot, beson­ders auch für Jugendliche, die aus ver­schie­de­nen Gründen nicht an den „orga­ni­sier­ten Angeboten“, unter ande­rem der Vereine, der Musikschule und ande­ren teil­neh­men kön­nen oder wollen.

Laut dem SGB VIII sind wesent­li­che Prinzipien der offe­nen Jugendarbeit Offenheit, Freiwilligkeit, und Partizipation.

Offenheit: Die offe­ne Jugendarbeit, ist offen für aus­nahms­los jeden jun­gen Menschen (in Tettnang ab 10 Jahren). Diese Offenheit ist nicht an Eigenschaften wie Leistung, Verbindlichkeit, Herkunft, Religion, poli­ti­sche Gesinnung usw. gekop­pelt. Es wer­den kei­ne Themen und Inhalte ein­fach vor­ge­ge­ben. Das, was Kinder und Jugendliche mit­brin­gen, ist Thema. Dabei geht die Offene Kinder- und Jugendarbeit auf die ver­schie­de­nen Lebenslagen, Lebensstile und Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen ein.

→ Herausforderung für Jugendarbeiter:innen: Unterschiedliche Meinungen, Lebenskonzepte, Lebensformen und Einstellungen pral­len auf­ein­an­der und müs­sen fair dis­ku­tiert, unvor­ein­ge­nom­men begeg­net und akzep­tiert wer­den. Minderheiten müs­sen geschützt und gestärkt wer­den und Toleranz geübt und ein­ge­for­dert werden.

Freiwilligkeit: Jeder jun­ge Mensch nimmt die Angebote der offe­nen Jugendarbeit abso­lut frei­wil­lig in Anspruch und ent­schei­det selbst, wel­ches Angebot wann und wie lan­ge besucht wird bzw. ange­nom­men wird. Die Angebote sind an kei­ner­lei Verbindlichkeiten gebun­den, es gibt kei­ne Mitgliedschaft und damit ein­her­ge­hen­de Beiträge oder ver­pflich­ten­de Termine, es gibt kei­ne Pflicht, an Angeboten teil­zu­neh­men wie es z.B. die Schulpflicht vor­sieht oder Vereine, die zu z.B. zu Trainings, Proben oder Wettkämpfen verpflichten.

→ Herausforderungen für die Jugendarbeiter:innen: Angebote müs­sen inter­es­sen­ori­en­tiert und lebens­welt­ori­en­tiert gestal­tet wer­den, damit sie ange­nom­men wer­den. Die Angebote müs­sen ent­spre­chend attrak­tiv bewor­ben und erklärt wer­den damit jun­ge Menschen vom Wert für sich über­zeugt wer­den. Junge Menschen müs­sen aktiv in die Planung und Durchführung der Angebote mit ein­be­zo­gen wer­den um Identifikation zu schaf­fen. Die Themen, Interessen, Bedürfnisse und Ideen der jun­gen Menschen gehen immer vor und sind Orientierungspunkt allen päd­ago­gi­schen Handelns. Jugendarbeiter:innen brau­chen eine hohe Frustrationstoleranz und gro­ßes Reflektionsvermögen, da trotz der genann­ten Bemühungen, Angebote nicht ange­nom­men wer­den, die viel Arbeit in der Vorbereitung in Anspruch genom­men haben.

Partizipation: Junge Menschen sol­len im Rahmen der offe­nen Jugendarbeit an mög­lichst vie­len Entscheidungen und Inhalten betei­ligt wer­den. Hierfür gilt es einen Rahmen zu schaf­fen, der Beteiligung ermög­licht und för­dert. Demokratische Strukturen sol­len hier ver­mit­telt und erleb­bar gemacht wer­den. Wünsche, Ideen und Erwartungen der jun­gen Menschen müs­sen auf Augenhöhe dis­ku­tiert und ver­han­delt wer­den und wenn mög­lich in den Jugendhausalltag inte­griert werden.

→ Herausforderungen für die Jugendarbeiter:innen: Beteiligungsstrukturen müs­sen stän­dig mit­ge­dacht und ermög­licht wer­den. Auch schwie­ri­ge Wünsche und Ideen müs­sen ernst genom­men wer­den und in einem fai­ren Aushandlungsprozess erör­tert wer­den. Im bes­ten Fall fin­det man gemein­sam einen Weg die­se in den Jugendhausalltag zu integrieren.

Der § 11 SGB 8 benennt die offe­ne Jugendarbeit und gibt vor, wo die Schwerpunkte der Arbeit lie­gen. Das Jugendhaus ver­sucht all die­se Punkte hin­rei­chend abzudecken.

Die Vertreter der Grünen haben den Bericht zustim­mend zur Kenntnis genom­men und sich bei den Mitarbeiter:innen des Jugendhauses bedankt. Das Haus ist ein wich­ti­ges Angebot für die Jugendlichen in unse­rer Stadt. Es ist ein wich­ti­ges Anliegen, dass kei­ne Jugendliche in Tettnang „ver­lo­ren“ geht. Für Unverständnis sorgt bei den Grünen ein sehr unspe­zi­fi­scher Antrag der CDU-Fraktion, in dem die bis­he­ri­ge Arbeit in Frage gestellt wird.

Hier der aus­führ­li­che Bericht:

https://oparlbi.tettnang.de/oparl/bodies/0001/downloadfiles/a/00075357.pdf

Und ein klei­ner Ausschnitt aus der „Kulturarbeit“ im Jugendhaus:

Livid Streets (offi­ci­al Music Video) – YouTube