Die Umwelt im Auge 24. Oktober 202324. Oktober 2023 | Hans Schoepf Grüne besuchen Tettnanger Optiker (24.10.2023, hs) „Ihre Brille wurde ohne den Eintrag von Mikroplastik gefertigt.“ Eine kleine Abordnung der Tettnanger Grünen ist diesem Satz, den der Tettnanger Optiker Sven Empen auf einem kleinen Kärtchen den neuen Brillen seiner Kundschaft beilegt, nachgegangen. Ein Großteil der Brillen“gläser“ sind heute nicht mehr aus schwerem Glas, sondern leichtem Kunststoff und kommen vom Hersteller, bei dem die Rohlinge mit der gewünschten Dioptrienstärke angefertigt werden, in runder Form zum örtlichen Optiker. Bereits bei den Herstellern sei ein Wandel im Herstellungsprozess zu beobachten. Seien früher alle Gläser aus einem Kunststoffblock herausgeschliffen worden, was zu erheblichem Materialabfall führe, könnten heute Kunststoffgläser auch erheblich materialsparender gegossen werden. Bereits mit diesem Schritt könne der Anfall von erheblichen Mengen an Mikroplastik vermieden werden. Optiker Sven Empen (rechts) Beim Optiker werden dann diese runden Rohlinge in die Form des Brillengestells eingeschliffen, das die Kundinnen und Kunden ausgewählt haben. Bei diesem Schleifvorgang entsteht erneut sehr feinkörniger Schleifstaub bzw. Schleifschlamm. Optikermeister Sven Empen erläuterte, dass es ihm durch technische Umstellung zunächst gelungen sei, seinen Frischwasserverbrauch für diese Schleifvorgänge von ca. 70.000 l pro Jahr auf nur noch etwa 100 l zu reduzieren. Früher sei ein Teil des beim Schleifvorgang anfallenden mit Mikroplastik versetzten Schlammes dann direkt in das Abwasser gelangt. In den Kläranlagen habe das Mikroplastik wegen seiner Feinheit nicht herausgefiltert werden können, wodurch es letztlich in die freie Natur gelangt sei. In seinem Geschäft werde heute der gesamte Schlamm mit entsprechenden Geräten aufgefangen und gesammelt, getrocknet und an eine Firma weitergegeben, die sich um das Recycling des Materials kümmere. Was den Besuchern übrigens auffiel, war ein an dem Sammelgerät montiertes orangefarbenes kleines Bauteil und es stellte sich heraus, dass es sich um einen Sensor des Tettnanger Herstellers ifm handelte. Aber nicht nur mit dieser Umstellung nimmt der Tettnanger Optiker deutschlandweit eine Vorbildfunktion in Sachen Umwelt in seiner Branche ein. Schon beim Umbau des Geschäftes in der Tettnanger Karlstraße im Jahre 2010 sei das Prinzip „cradle-to-cradle“ verfolgt worden. Das ist ein Prinzip, bei dem von vorneherein Materialien für Teppiche, textile Bezüge oder andere Ladenteile ausgewählt werden, die für ein problemloses Recyclen zertifiziert sind. So könnten verwendete Teppichfliesen wieder zu solchen recycelt werden. An manchen Einrichtungsgegenständen wurden Schalen von Kokosnüssen verwendet. Dafür erhielt Optiker Sven Empen auch eine „Anerkennung für herausragende Leistungen bei der Förderung des betrieblichen Umweltschutzes und der umweltorientierten Unternehmensführung“ vom baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr und ist in Sachen Umweltschutz in der Optiker-Branche mittlerweile ein gefragter Ansprech- und Gesprächspartner für Verbände, Kolleginnen und Kollegen. Die Tettnanger Grünen zeigten sich überzeugt, dass das Tettnanger Geschäft zeigt, dass Umweltschutz nicht nur im Großen, sondern an vielen Stellen auch im Kleinen betrieben werden kann und damit jeder seinen Beitrag für eine bessere Umwelt leisten kann.